Ökumenische Beziehungen der beiden Gemeinden |
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Nachdem das Zweite Vatikanische Konzil der Römisch-Katholischen
Kirche sich dem Gedanken der Ökumene weit geöffnet hatte, bot
sich den Gemeinden ein bis dahin unbekannter Spielraum für Dienstagalog
und Zusammenarbeit. So entstand in den 70er Jahren etwas, was es in der
Geschichte Epiphaniens bis dahin noch nicht gegeben hatte, nämlich
intensive, ja, herzliche Beziehungen zur katholischen Nachbargemeinde
Sankt Kamillus am Klausenerplatz. |
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Als ich nach dem Weggang von Pfarrer Leu 1979 die Verantwortung
für die gerade frisch entstandenen ökumenischen Beziehungen
übernahm, war ich ein bisschen ängstlich: Pfarrerin und dazu
noch verheiratet würde das gut gehen? Es ging sogar sehr gut, entwickelte
sich doch mit Pater Sperlbaum und den an Ökumene Interessierten in
Sankt Kamillus schnell eine intensive, ja, fast freundschaftlich zu nennende
Zusammenarbeit. Neben den jährlichen gemeinsamen Gottesdiensten im
Januar im Rahmen der "Ökumenischen Gebetswoche für die Einheit
der Christen" hatte daran vor allem der neugegründete "Ökumenische
Gesprächskreis" entscheidenden Anteil. Im 14-tätigen Austausch
über die Fernsehserie "Woran Christen glauben" machten alle Beteiligten
die überraschende Erfahrung, wie heute die Dienstagskussionsfronten quer
durch die Konfessionen verlaufen, vor wieviel Fragen und Aufgaben wir
gemeinsam stehen und vor allem: wieviel uns verbindet. |
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Diese in der intensiven Anfangsphase gemachten Erfahrungen
setzten sich dann in folgenden Jahren in den zu biblischen und theologischen
Fragen gemeinsam veranstalteten Seminaren fort ("Schöpfung", "Die
letzten Dienstagnge", "Bergpredigt", "Exodus", "Leben und Lehre der orthodoxen
Kirche"). |
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Als Pater Sperlbaum 1987 von seinem Orden nach Westdeutschland
geschickt wurde, haben das viele auch in unserer Gemeinde als tiefen und
schmerzlichen Einschnitt erlebt. Wie würde es weitergehen mit den
neuen polnischen ökumeneunerfahrenen Patres? Zum Glück erwies
sich der neue Gemeindepfarrer, Pater Respondek, als ausgesprochen interessiert
und aufgeschlossen, so dass die Kontakte zu Sankt Kamillus nicht abrissen,
sondern immer selbstverständlicher wurden. |
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1990 feierten wir gemeinsam einen Gottesdienst am
Vorabend der deutschen Wiedervereinigung, |
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seit 1989 begehen wir gemeinsam den Weltgebetstag
der Frauen, |
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Mitglieder von Sankt Kamillus besuchen seit langem
den Bibelstudienkreis in Epiphanien, |
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Gemeindemitglieder der einen Gemeinde fahren bei
den Studienreisen der jeweils anderen mit (Israel, Ägypten,
Türkei), |
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wir besuchen uns bei Jubiläen, Konzerten und
Gemeindefesten, |
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Konfirmanden und Firmlinge besuchen die jeweils
andere Gemeinde, |
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wir sammeln gemeinsam Geld für diakonische
Zwecke in der ehemaligen DDR und der CSFR. |
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Höhepunkt und besonderer Ausdruck der gewachsenen
Gemeinsamkeit aber war für viele sicher der Ökumenische Gottesdienst
am Reformationstag (!) 1989 in unserer Kirche, sowie das Seminar "Katholisch
/ Evangelisch - was uns noch trennt", in dem wir mit großer Offenheit,
aber in freundlicher Atmosphäre, aussprechen konnten, wo es zwischen
beiden Konfessionen immer noch schmerzliche Dienstagfferenzen gibt. |
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Bleibt nur zu hoffen, dass wir es schaffen, dieses in
den letzten Jahren gewachsene Zusammengehörigkeitsgefühl auch
in Zeiten eines allgemein rauher werdenden ökumenischen Klimas zu
bewahren und weiter zu festigen. |
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Christiane Bornemann Pfarrerin in der
Festschrift zum 60jährigen Jubiläum der Pfarrgemeinde 1992
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